Montag, 4. März 2013

Der erste Brevet im Jahr - 200er in Kiel


Da wir alle viel um die Ohren haben, ein Termin den nächsten jagt, sich um Kinder und Familien gekümmert werden darf, muss schon früh ein ausgefeilter Terminplan her. Die Brevetserie muss eingeplant sein. Nachteil, das Wetter ist wie es ist, es gibt kein : „Ach ich nehme den nächsten Brevet“

Lena, Timon, Jan, Fabian, Werner, Helge und ich, hatten uns für den frühen 200er bei Stefan Lantau am 2.3. in Kiel entschieden. Mit Jan, Fabian und Werner möchte ich in diesem Jahr die grosse Runde in England fahren. 

Zwei Wochen vorher begann ich mir die Großwetterlage anzuschauen und es wurde zunehmend konkreter. Es wird kalt und windig, aber wahrscheinlich trocken und so fanden wir es vor Ort auch vor. 2-4 Grad und 100km lang 4 Windstärken von vorne. Kein Zuckerschlecken und kein Geschenk.

In Vorahnung auf diese Wetterumstände habe ich noch ein wenig in Winter Accessoire´s investiert. Am Mittwoch dann vor dem Brevet finaler Ausrüstungstest mit Timon am Deich. Bei mir, mit neuem Rad, neuem Taschenkonzept und teils ergänzender Kleidung aufgrund der Temperaturen. Zu meinem Rad und der Ausrüstung an späterer Stelle mehr. Die Runde mit Timon lief gut, keine Änderungen notwendig, es kann losgehen.

Freitag Abend: Die Jungs aus Ehlershausen reisen mit einem Firmenvito von Werner an, verteilt auf Lena /Timon und mir, wird nach den üblichen fröhlichen Diskussionen, aber auch einigen kleine Sorgenfalten hier und da, ein paar Bierchen um Mitternacht geschlafen. 

ein eiskalter Tag kündigt sich an...
Der Wecker klingelt um 5:00 Uhr, Frühstück und los geht es. Schon auf dem Weg nach Kiel frozeln wir mit leichtem Unbehagen über die zugefrorenen weißen Wiesen. Das Autothermometer zeigt -1,5 Grad. Um kurz nach 7 sind wir beim Ruderheim in Kiel Wellingsdorf. Räder klar machen, alles anziehen, Unterlagen bei Stefan holen und um pünktlich 8:00 Uhr rollen wir los. Wir sind eine Gruppe von ca. 25-30 Fahrern, es ist ein vollverkleidetes Liegerad dabei und 2 weitere Titanräder - ich bekomme einen Blick dafür. Am Anfang fahren wir alle gemeinsam, das ist angenehm und geht flott, aber ich kenne es von all den anderen Brevets, dass hält nicht lange. Diesmal schaue ich mich um, Werner und Jan fehlen. Ich lasse mich zurückfallen zu Lena und Timon. Nach einer Weile schließt Werner auf. Jan´s Umwerfer funktioniert nicht, somit kann er nur Kette rechts fahren (Fehler No1 Material nicht ausreichend kontrolliert und getestet bzw in diesem Fall irreperabel). Da Jan die hohen Frequenzen gerne mag, für ihn ein Schlag in´s Kontor.



gegen die Kälte eingemummelt

Wir fahren erst einmal zu viert weiter. Bei Kontrolle 1 treffen wir Fabian und Helge wieder und schon bald trifft Jan dann auch wieder ein. Gemeinsam rollen wir alle zusammen weiter. Die paar wenigen Sonnenstrahlen am Morgen sind inzwischen weg und es herrscht bedecktes trübes Licht. Die Strecke ist klasse gewählt, wir fahren über einsame Nebenwege und ruhige Landstraßen. Es ist nach wie vor kalt, um die 4 Grad, aber die Stimmung ist bei allen gut. Kein Wunder, der Wind schiebt mit ca. 4 Windstärken überwiegend von hinten, das hat aber bald ein Ende. Platten bei Helge. Er fährt das erste Mal eine solche Veranstaltung. Helge hat auch schlussendlich mit gut gefinisht, war aber denkbar schlecht vorbereitet. Keine Navigation, kein Ersatzschlauch, kein Licht (Fehler No2 Hier gilt ganz klar die Devise, jeder muss in der Lage sein so einen Brevet alleine zu fahren und muss vorbereitet sein).


In Grömitz bei Kilometer 100 die 2. Kontrolle, leider wieder nur Tankstelle (ich hatte mich irgendwie auf Fischbrötchen gefreut). Es ist mittlerweile nach 13 Uhr und erste Zersetzungserscheinungen erkennbar. Nun kommt der Wind mit voller Kraft von vorne und es wird deutlich, dass die Truppe nicht mit einander harmoniert. Am Anfang versuchen wir noch krampfhaft zusammen zu fahren, aber schlußendlich trennt wir uns dann doch (Fehler No3 Einen Brevet fährt man alleine. Unterwegs schmiedet man immer wieder Allianzen und fährt zusammen, aber Allianzen müssen auch wieder aufgekündigt werden, wenn es nicht mehr passt. Ein krampfhaftes Zusammenfahren in einer größeren Gruppe funktioniert nicht.)

In Hohwacht bei Kilometer 160 nun endlich das Fischbrötchen. In einem leicht abgewrackten Fischimbiß gibt es herrlich heiße Erbsensuppe und Fischbrötchen. Das ist Essen für das man auf solchen Brevets bereit ist, ein Vermögen zu zahlen, Soulfood wie Jan zu sagen pflegt. Inzwischen sind wir wieder komplett und es geht gemeinsam in die letzten 40km. Es wird dämmrig, schon bald teilen wir uns wieder in 2 Gruppen und kämpfen uns in die Nacht. Ist schon kein Zuckerlecken. Wind von vorne, eisige Kälte und nun auch noch Dunkelheit, garniert mit einem fiesen 10% Anstieg bei ca. Kilometer 170. Egal wie, irgendwann kommt man doch mal an. Werner, Fabian, Helge und ich trudeln so gegen 19:15 ein. Schnell Räder verstauen und unter die heiße Dusche. Lena, Timon und Jan treffen gegen 20:00 ein und zügig machen wir uns auf dem Weg nach Hause.

Jeder der Beteiligten wird sicherlich in den nächsten Tagen sein persönliches Resümee ziehen. Was war gut, was war schlecht, woran muss ich arbeiten. Denn dies war ja erst der Anfang, der nächste ist 300. Aber wir wissen auch, jeder Brevet hat seine eigene Herausforderung und erfordert Respekt.

geschrieben von Simon













Am Samstag haben Simon und ich die Brevetsaison mit dem 200er Brevet durch Schleswig Holstein eröffnet. Unsere Runde wurde durch „Brevet Novizen“ Werner, Fabian und Helge komplettiert. Lena und Timon, ebenfalls schon bei Langstrecken auffällig geworden, rundeten unser Septett ab. Im Vorfeld wurde bereits intensiv über Materialwahl und Streckenführung diskutiert, die Brevets beim Stefan Landtau in Kiel stellen für viele Langstreckenfahrer die erste Ausfahrt nach dem Winter dar, zu mindestens für die Konsorten, die in den Monaten Oktober-März eher das Rad im Keller lassen.

Mitte der Woche konkretisierten sich die Wetterbedingungen, windig durchaus kühl aber trocken. Unsere Anreise erfolgte einen Abend vorher und Dank Lenas und Timons Kochkünste machten wir uns ans Füllen der Speicher mit Pasta.

Am nächsten Morgen erfolgte dann Start in Kiel um 08.00 Uhr. Die Wettervorhersage entpuppte sich in Realität „kälter und windiger“ als ankündigt. Rund 30 Enthusiasten fanden sich am Bootshaus ein und dann ging es süd-östlich hinaus aus Kiel, durch tolle Streckenführung bereits nach wenigen Kilometer verkehrsarm. Bereits nach wenige Mintuten erfolgte die übliche Vorselektion von Gruppen, alles noch tempotechnisch unkritisch, wenn das Material mitspielt. Bereits bei den ersten Wellen riss mir der Bowdenzug im linken Schalt/Bremshebel und auch genau in Stellung „grosses Blatt“. Das machte ein Runterschalten auf „Drehzahl“ leider unmöglich. Ziemlich angefressen musste ich dem Team freie Fahrt geben und befand mich nach 30km bereits im „No Man“ Land. Es folgte ein kurzes psychisches Tief, aber bereits nach kurzer Zeit war die Moral wieder da. Dank an der Stelle an Werner, der nach einigen Kilometern umgedreht ist und mich wieder heranfahren wollte, ich habe ihm jedoch freie Fahrt erteilt. Nach rund 50km war dann die erste Kontrollstelle und unser Team wieder komplett. Danke an alle, die gewartet haben.

Nun ging es dank ordentlichen Rückenwind zügig nach Grömitz, im lockeren Verband mal in Einer- und Zweierreihe, immer Zeit für einen Plausch. Typische lockere Fahrtgemeinschaft auf einem Brevet. Die Streckenführung führte größtenteils über sehr verkehrsarme Nebenstrassen und Wirtschaftswegen, flankiert durch Alleen, herrliche alte Häuser mit Reetdächern und viel Patina auf dem Putz.

Nach rund 5 Stunden haben wir dann Grömitz erreicht um an einer Tankstelle das Erreichen des Kontrollpunkte abzustempeln und Essen und Trinken. Der Kaffee tat richtig gut, denn die Temperaturen krochen nur geringfügig über den Gefrierpunkt. Nun galt es die restlichen 80km nord-westlich über Hohwacht nach Kiel zurückzufahren. Die Himmelsrichtung bedeute natürlich ordentlichen Gegenwind, der im Verlauf stark zunahm. Bereits wenige Kilometer nach der Tankstelle war zu mindestens mir klar, dass dieses Brevet nun ein ganz harte Nummer werden wird. Wir versuchten dann durch einen geschlossenen 2er Verband durch die starken Fahrer vorne die Marschgeschwindigkeit über 18km/h zu drücken, was eine nicht einfache Angelegenheit war. An der Stelle noch mal Dank an den König der tiefen Frequenzen, Fabian fuhr stoisch seine 65er Kandenz vorne im Wind und die Mitfahrer müssen sich dafür herzlich Bedanken.

Nun kroch langsam die Kälte in die Knochen und das nächste Teilziel Howacht war zwar auf dem Papier nur 39km entfernt, aber es dauerte gute 2 Stunden bis wir bereits mit ersten Auflösungserscheinungen zeitversetzt einrollten. In einer Kioskbude stärkte uns eine gute Erbsensuppe mit Speck und Würstchen sowie Fischbrötchen. Echtes Fressen für die Seele. Nun die letzten 40km bis Kiel. Wir rollen erneut gemeinsam los, versuche noch ein paar Mal Timon heranzuführen, denn die erste Gruppe mit Werner, Fabian , Helge und Simon waren bereits enteilt, jedoch noch in Sichtweite. Die Aktion kosten meine Körner und so gebe ich aus der Ferne Simon das unmissverständliche Zeichen „Fahren“. Allianzen muss man schmieden und auch aufkündigen. Nun war der Zeitpunkt es selber zu tun. Nach kurzem Psychosacker aber in Ruhe alle System überprüft: Fahren nur noch auf dem dicken Blatt möglich. Garmin Gerät noch ¼ geladen, Lampe gerade angemacht. Nach Kiel wirst Du es schaffen. Mir versetzte die 11% Rampe hinter Hohwacht den nächsten Treffer, denn ich konnte die Rampe nicht wie üblich in hoher Drehzahl hochkurbeln sondern musste mit Wiegetritt da hoch schleichen.

12 Kilometer vor Kiel beschliesse ich noch mal auf Lena und Timon zu warten, und diese dann ins Ziel zu geleiten.

Fazit: Jedes Brevet ist ein Prüfung. Eine Vätternrundan und Super Randonneurmedaille und auch Paris Brest Meriten mögen vielleicht ein Quentchen Erfahrung bringen, aber auf der Strecke muss man sehen wie man zurecht kommt. Ob die Aktion für mich selber nach einer gut 10 tägigen Antibiotikaanwendung Mitte Februar körperlich sinnvoll war sei dahingestellt, für die Psyche sind solche „Schlachten“ jedoch viel wert. Testieren muss ich meinem Freund Simon, dass er kompakter und besser durch den Winter gekommen ist als ich und dies ist zugleich ein Ruhepolster: An solchen Typen wächst man. Ich freue mich auf das nächste Brevet, hoffentlich wird es genau so hart.
In der Zwischenzeit schliessen wir die eine oder andere Trainingslücke.
Respekt an die Brevetnovizen, die haben sich durch Material, Moral wie Psychosupport gut aus der Affäre gezogen, wenngleich dieses Improvisieren bei 200km Strecken noch funktionieren mag, bei längeren Distanzen jedoch ungleich mehr Materialaufwand und Materialredundanz erfordert.


geschrieben von Jan




Donnerstag, 17. Januar 2013

Gentlemen of the Road



Ein Logo, ein Symbol, eine Botschaft, eine Mission.......

Aus täglicher Unternehmensführung wissen wir: Wenn man ein großes Ziel erreichen soll, muß man die Truppen begeistern, ihnen eine Vision geben, Bilder, Wünsche, verbindende Elemente.

Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“  (Antoine de Sain-Exupery)
DieGentlemen of the Road“ entstanden aus einer Bierlaune am Runden Tisch in einem kleinen Dorf zwischen Celle und Hannover. In diesem kleinen Dorf schlummern so einige großartige Talente, die sich schon seit Jahren der einen oder anderen radsportlichen oder anderen sportlichen Herrausforderung gestellt haben. Begleitet mit mir als Großstädter aus dem nahen Hamburg haben wir das Potential nicht nur einfach (wobei "einfach" hier nicht angemessen ist) 1400km abzuradeln, sondern für die Gemeinschaft mehr daraus zu machen. Ein Ziel, eine Vision, eine gemeinsame Herausforderung mit vielen gemeinsamen Aktivitäten. 

Gentlemen - Wir sind alle Familienväter, Unternehmer oder in führenden Positionen tätig,  tragen jeden Tag Verantwortung und integrieren als Gentleman ein solches Ziel in unseren Alltag ohne unsere Verantwortung aus dem Auge zu verlieren.

On the Road - Wir lieben das Rad fahren, uns in der Natur zu bewegen, die Sensorik, Gerüche, Umstände, der Natur mit all ihren Unwägbarkeiten zu begegnen. Auch lieben wir es an die eigenen Grenzen zu gehen, diese zu prüfen und hier und da zu überschreiten.

Duellieren -  sicher nicht mit Pistolen, aber das Messen von Kräften, dem Begegnen und Meistern von Herausforderungen ist Triebfeder bei uns allen, aber alles in Maßen und der Weg ist das Ziel.



Montag, 14. Januar 2013

Es geht wieder los....Langstrecke 2.0

Circa 1 1/2 Jahre ist es nun her, seit Jan und ich gemeinsam bei Paris nach 1200 km eingeradelt sind. Eine großartige Erfahrung, die fast täglich in unserem Leben mitschwingt. In Erzählungen, Erinnerungen, in Momenten der Krise wo man zurückdenkt an die Regenschlacht in der 2. Nacht, in Kontakten zu all den anderen die wir seit dem off -und online kennengelernt haben und vor allen Dingen eine großartige Freundschaft die sich weiter entwickelt und gestärkt hat.

Die ganze Story findet ihr hier

2012 war dann von anderen Prioritäten geprägt. Da wir nicht nur Radfahrer sind, sondern auch Familienväter, Unternehmen leiten, Freunde außerhalb des Radsports haben, kann nicht jedes Jahr einem solchen Ziel unterstellt werden. Trotzdem weitergefahren sind wir, aber eben nicht mit dem Ziel vor Augen und das ist gut so.

Aber nun geht es wieder los, ins Auge war es sowieso schon gefasst, London-Edingburgh-London ist entschieden und die Vorbereitungen laufen.

London-Edinburgh-London? Wer hiermit nichts anfangen kann, mache sich bitte hier schlau. 

In den letzten 11/2 Jahren waren wir natürlich nicht untätig und in unserem Umfeld haben sich weitere Freunde angesammelt, die nicht nur den Radsport lieben und so ein wenig durch die Gegend fahren, mal ein kleines Rennen machen, sondern die auch bereit sind echte Herausforderungen anzunehmen. 
Die "Gentlemen of the Road" sind am Start und bereiten sich vor....Vorstellungen und Vita im nächsten Blog